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Historie des Landwirtschaftlichen Ortsvereins
(von Karl Huffelmann, aus "750 Jahre Norddinker", herausgegeben
vom Heimatverein)
Am Samstag, dem 17.1.1920, fand im Saale der Witwe Richter in Norddinker
unter der Leitung des Lehrers Christian Brinkwirt eine denkwürdige
Versammlung statt: die Gründung eines Landwirtschaftlichen Ortsvereins
für die damaligen Gemeinden Norddinker, Vöckinghausen und Frielinghausen.
Über 80 Mitglieder meldeten sich zur Aufnahme in den Verein. Durch
Zuruf wurde ein provisorischer Vorstand gewählt, und zwei Wochen danach,
am 31.1.1920, fand die zweite Sitzung im Lokal des Wirtes Berkhoff statt.
Zu dieser Versammlung war Herr Direktor Grühsner von der Landwirtschaftsschule
Unna erschienen und wie in einem Vortrag auf die Notwendigkeit der Organisation
der Landbevölkerung hin. Nachdem man die Satzung aufgestellt hatte,
wurde der erste Vorstand gewählt:
Vorsitzender |
Wilhelm Nüsken |
Stellvertreter |
Franz Pannok |
Schriftführer |
Heinrich Heimann |
Stellvertreter |
Christian Brinkwirt |
Rechnungsführer |
Karl Huffelmann |
Stellvertreter |
Wilhelm Möllmann |
Beisitzer |
Karl Kothenschulze |
Beisitzer |
Karl Göbel |
Die erste gemeinsame Handlung war die Bestellung von 5 Zentnern niederrheinischem
Rotkleesamen. Die Firma Teigeler aus Welver lieferte diesen zum Preis von
25 DM je Zentner. Der Vereinsbeitrag von 1 Mark mußte bis zum 14.5.
an den Kreis abgeführt werden. Im folgenden wurde der gemeinsame Ankauf
von landwirtschaftlichen Betriebsmitteln wie Saatgetreide, Saatkartoffeln,
Düngemittel und Rotklee vorgenommen. Am 22.1.1921 heißt es im
Protokollbuch auf Seite 15 unter Punkt 3. "Verlesen der Statuten des Geflügelzuchtvereins"
und unter 4. "Beschreibung der Feflügel- und Obstaustellung in diesem
Herbst". Diese Geflügelausstellung fand am 9.10.1921 statt. Sie war
für die Veranstalter ein voller Erfolg, wie man im Protokoll vom 8.1.1922
nachlesen kann (Einnahmen 4855,95 Mark - Ausgaben 965,40 Mark).
Weitere Aktivitäten des Landwirtschaftlichen Ortsvereins bestanden
im Bezug der Landwirtschaftlichen Zeitung von Westfalen und Lippe. Die
Preise der Betriebsmittel im Jahr 1922 beliefen sich wie folgt auf
-
5,- Mark für Thomasmehl
-
80,- Mark für Pflanzkartoffeln
-
180,- Mark für Ammoniak ab Radbod
Beiträge
Am 2.9.1922 hatte der Landwirtschaftliche Ortsverein 109 Mitglieder. Der
Beitrag pro Mitglied betrug 12 Mark und für jeden bewirtschafteten
Morgen Fläche noch einmal 50 Pfennige. Dieser Beitrag mußte
als Folge der Inflation auf der Versammlung vom 11.3.1923 auf 500,- Mark
Grundbeitrag und 5,- Mark für die bewirtschaftete Fläche angehoben
werden. In diesem Jahr stieg der Mitgliedsbeitrag durch die Inflation auf
20.000,- Mark. An den Kreisverein hatte der Verein den Betrag von 1.440.000,-
Mark zu überweisen. Nach dem Ende der Inflation sank der Beitrag wieder
auf 2,- Mark und 10 Pfennig pro Morgen. Auch die Betriebsmittelpreise sanken
wieder in den normalen Rahmen, so kostete z. B. Ammoniak 11,40 Mark, 75
Pfennig für den Sack pro 100 kg.
[...] Neben dem gemeinsamen Einkauf von Dünger, Saatgut und Futtermitteln
handelte man auch gemeinsam bei Einsprüchen nach der Einstufung in
das Bodenkataster beim Finanzamt, bei der Ernteschädenerhebung, Vermögenssteuer
und weiteren Angelegenheiten.
Ortsbauernstand
[...] Der Ortsverein Norddinker, Vöckinghausen und Frielinghausen
wurde am 21.9.1933 aufgelöst und in den Ortsbauernstand eingegliedert.
Er unterscheidet sich vom bisherigen Ortsverein dadurch, daß er allein
eine Organisation echter Bauern ist. Zum Vorstand wurden vom Kreisbauernführer
folgende Herren ernannt:
Der Bauer Wilhelm Nüsken, Norddinker, als Ortsbauernführer,
die Bauern Karl Huffelmann, Vöckinghausen, und Karl Kothenschulze,
Frielinghausen, als Standesvertretung, die Bauern Fritz Huffelmann, Frielinghausen,
und Karl Hartleif, Vöckinghausen, als Berater für Fragen der
Technik und die Bauern Dietrich Pantwig und Heinrich Heimann, Norddinker,
für Genossenschaften.
In den folgenden Jahren ruhte das Vereinsleben und erst nach dem Zweiten
Weltkrieg konnte wieder begonnen werden. Bald erfolgte auch die Gründung
des Bauernverbandes mit seinen Orts-,
Kreis-
und Landesverbänden
und letztendlich auch mit dem Deutschen
Bauernverband auf Bundesebene. Karl Vorwig trat 1948 die Nachfolge
seines inzwischen verstorbenen Schwagers Wilhelm Nüsken als Vorsitzender
an. Er hatte dieses Amt bis 1970 inne, bevor es Edwin Tielmann übernahm.
Waren bis zur Zwangsruhe durch die Nationalsozialisten die Fortbildung
und der gemeinsame Einkauf von Betriebsmitteln die Hauptaufgaben des Vereins,
so kam nun auch in zunehmendem Maße die Agrarpolitik dazu. Sie hat
bis heute eine herausragende Stellung in der Vereinsarbeit neben Aufgaben
wie die Darstellung der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit.
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